Like Puppets - The-Pit.de

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(Jörg Müller, 26.07.2011)

Infinight: Like Puppets
Sehr empfehlenswertes Power-Prog-Rock-Album

Da feiert man 10-jähriges Jubiläum, hat neben drei Demos das Debüt „Sea Of Knowledge“ schon 2005 heraus gehauen und trotzdem schaffen es Infinight nur bedingt, die Grenzen des Saarlandes zu sprengen und auch national an Bekanntheit zu gewinnen. „Like Puppets“ erschien schon 2010 in Eigenregie, doch ein neuer Deal mit 7Music führt nun dazu, dass die Scheibe nochmals neu mit besserem Vertrieb aufgelegt wird.

Also feiert man Jubiläum, teilte die Bühne mit illustren Szenegrößen Children Of Bodom, Freedom Call oder auch Powerwolf, Wacken war genauso eine Anlaufstelle wie das Jugendheim ganz in der Nähe, doch noch immer krebsen Infinight im tiefsten Underground – woran liegt das?

Zum einen dürfte die weiterhin ungebrochene Veröffentlichungsflut der Band das Leben sehr schwer machen – da helfen dann nur bedingt die Einflüsse diverser amerikanischer Power-Metal-Truppen – Iced Earth oder auch Nevermore werden immer wieder in den Raum als Vergleich geworfen.

Elf neue Songs mit einer Spielzeit von mehr als siebzig Minuten – das hört sich gewaltig an, doch es relativiert sich recht schnell, denn „City Lights“ sprengt zeittechnisch nicht den Rahmen, sondern birgt eine über acht Minuten lange Pause, bevor dann doch noch einige Sekundenfrequenzen als Ghost-Track ertönen - was soll der Mist? Wer diese Art der Speicherkapazitätnutzung erfunden hat, gehört heutzutage erst recht standrechtlich erschossen. Dabei hat es der CD-Rausschmeißer richtig in sich. Das stimmige Regenintro mit den Sirenen im Hintergrund, die gezupfte Klampfe, gefühlvoller Gesang – balladeske Songs müssen nicht immer langweilig sein – bevor dann doch die Stromgitarre vorsichtig das Heft in die Hand nimmt. Infinight vermischen hier viele eigene Trademarks mit leichten Fates Warning-Inspirationen, ein bisschen Savatage stand auch Pate – vor allem zeigen die Saarländer, dass sie es einfach auf dem Kasten haben, trotz aller nicht übertriebener Progressivität erstklassige Refrains zusammen zu basteln.

Und Refrains sind da auch ein gutes Stichwort, denn mehr als einmal unterstreichen Infinight auf ihrem Album, dass sie genau dafür ein gewisses Händchen haben. Sei es der Titeltrack „Like Puppets“, der es sich schön im Midtempo gemütlich macht und spätestens bei den Vocallines zu „Like puppets on the string we march and then the strings are cut“ so richtig zündet – ganz großes Rockkino; oder aber auch „A Future Never Born“, ein Wechselspiel zwischen Akustik- und Stromklampfe, und auch auf die Gefahr einer Wiederholung hin: Der Refrain ist ganz große einsame Klasse.

Mit Martin Klein haben Infinight aber auch eine wahre Goldkehle am Start – kein Eiergekeife und auch keine belanglose, überall präsente Stimme. Im Gegenteil, Martin verfügt über eine komplett eigenständige Stimmfärbung mit hohem Wiederkennungswert. Da ist es egal, ob Infinight nun lieber im balladesken oder Midtempo-Bereich rocken oder auch bei „Saviour Demon“ noch vorsichtig ein Schippe drauflegen. Mit „Here To Conquer“ klopfen sie sogar schon an der Tür zum Thrash an und überzeugen noch immer.

Infinight gehören ganz sicher zu den Bands aus Deutschland, nicht nur aus dem Saarland, die mit etlichem Potenzial ausgestattet ein absolut fantastisches Album aus dem Hut zauberten. Inspirationen wie Fates Warning, Savatage und meinetwegen auch Iced Earth sind doch nicht von schlechten Eltern, doch Infinight bewahren genug Eigenständiges in ihren Sounds. Lediglich „Godforsaken“ hört sich gesanglich wie eine "Eins zu Eins"-Kopie aus der Ruhrpott-Schmiede Synasthasia an. Woher der Vergleich allerdings mit Nevermore kommt, steht wohl in den Sternen. Power-Metal-Fans mit Hang zum progressiven Rock dürften an diesem Scheibchen mit Sicherheit ihren Gefallen haben und wer auf oben genannte Inspirationen abfährt, sollte jetzt schleunigst das Bestellformular ausfüllen.


Writer: Jörg Müller
Date: 26.07.2011
Score: 8/10 (80 %)
URL: http://www.the-pit.de/cd-review/article/infinight-like-puppets





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