Like Puppets - myband.tv

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(Conny Hellmuth, 18.06.2011)

Die Saarländer von „Infinight“ haben trotz ihrer bereits 10-jährigen Bandgeschichte mit „Like Puppets“ erst ihr zweites Studioalbum veröffentlicht, das sich dennoch sehen und vor allem hören lässt. In wenigen Tagen wird dieses Album wiederveröffentlich.
Infinight ist eine Heavy Metal Band, die mehr zu bieten hat. Ich wage die Bezeichnung einer melodischen Heavy Metal Band.
Natürlich dürfen auch bei ihnen die typischen Merkmale des Genres nicht fehlen, jedoch gehen sie auch einmal andere Wege und beweisen Vielseitigkeit.
Die Stimme des Sängers Martin umfasst sicherlich mehrere Oktaven. Zu dieser Erkenntnis kam ich spätestens, als ich mir „Media Serpent“ angehört habe. Innerlich konnte ich mich dem Vergleich mit dem Sänger von The Darkness gar nicht entziehen. Wer erinnert sich nicht an dessen unfassbaren Tonhöhen? Martin kann da definitiv mithalten.

Die Betitelung „Like Puppets“ weist bereits ein wenig auf seine Inhalte hin.
Das Bild der Puppen erinnert mich sofort an das der Roboter und dem sogenannten „Roboten“, dem Funktionieren ohne großartig zu denken und schon gar nicht zu fühlen. Die Puppen sind insofern noch ein schöneres Bild, da es vielmehr Tiefe und Aussagekraft besitzt. Puppen an Schnüren, die ihrem Spieler gehorchen müssen, keine eigene Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit besitzen und verloren sind, wenn die Schnüre gekappt sind und die Verbindung zum Puppenspieler nicht mehr aufrecht erhalten werden kann.
Die Texte sind politisch. Sie beinhalten z.B. Kritik an der Gesellschaft, der Religion und dem Umgang mit der Umwelt. Auch das Thema sein eigenes Leben wertzuschätzen findet hier Platz.
Sie alle sind nicht neu, aber die Band scheint ein Talent dafür zu haben diese anders anzusprechen und zu verpacken. Ohne, dass sich der Einzelne direkt angeklagt fühlen muss. Denn vermutlich ist es heutzutage schon normal z sein lyrischen Ergüsse in Zusammenhang mit solch teilweise wirklich brisanten Themen aus einer Art belehrender Position zu formulieren.
Dass ihre Texte schöner verpackt sind, haben Infinight einem ganz einfachen, altbewährtem lyrischen Mittel zu bedanken: der Metapher. Auch ist das verwendete Vokabular meist nicht gerade einfaches Schulenglisch. Ein weiteres stilistisches Mittel findet sich in dem einen oder anderen Songtitel auf „Like Puppets“. So stellen „A future never born“ sowie „Saviour Demon“ in gewisser Weise eine Antithese dar, weil sie einen Widerspruch aufzeigen. Egal, ob diese bewusst oder unbewusst entstanden sind: Sie sind eine schöne Abwechslung zu vielen Songs, die nur so heißen, weil sie eben eine Betitelung benötigen und somit der Eindruck entstehen kann, als wäre die nächstbeste genommen worden.

Doch verlassen wir den Deutschunterricht und kommen wir zu den Anspieltipps.
Besonders überzeugt haben mich die Titel, die scheinbar völlig aus dem Heavy-Metal-Klichee fallen und einen Fuß in ein anderes Genre setzen, in diesem Fall der alternativen Musikrichtung: „To all the fallen heroes“ sowie „A future never born“. Sie sind bedeutend ruhiger und emotionaler. Sänger Martin kann erneut beweisen, dass er auch wirklich singen kann.
Ebenso zu empfehlen ist der Song „Here to conquer“, der vor allem im Refrain eine schöne Hookline besitzt, sowie „City lights (the concrete forest), der eine Spiellänge von knapp 10 Minuten hat und einen sehr atmosphärischen Aufbau besitzt.
Auch Textzeilen wie „And a change must come to pass or else this world will never last. As dawn has come and shadows lure, defiling this world once so pure“ (A future never born) lassen einfach die Herzen derjenigen höher schlagen, die Wert auf die Texte legen.

Mit „The puppeteer“ wird ein schöner Bogen zum Albumtitel geschlagen. Dieses instrumentale Stück dürfte eine gute Ergänzung für alle Metal-Liebhaber sein. Zwar fängt es ruhig an und ein gewisser Urlaubsflair kommt auf (auch mittendrin bricht dieser wieder durch), doch lasst euch davon bitte nicht abschrecken, liebe Metal-Fans.

Bei all dem Herzblut, das offensichtlich in „Like Pupptes“ steckt, ist es nachvollziehbar, dass es Infinight zum weltbekannten Wacken-Open-Air geschafft haben. Obwohl oder gerade weil es bereits ein paar Jahre her ist. Denn das spricht für ihre musikalischen Qualitäten. Wir können ihnen nur wünschen, dass sie es bald wieder zum Wacken schaffen.

Writer: Conny Hellmuth
Date: 18.06.2011
URL: http://www.myband.tv/cd-reviews/infinight-like-puppets





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