Apex Predator - Reaperzine

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(Rüdiger "MetallKopp" Vinschen, 27.12.2015)

Schon ziemlich lang dabei sind INFINIGHT aus dem Saarland, und eine bemerkenswerte Formation ist das Quintett auf jeden Fall: Vor 15 Jahren gegründet, finden sich im Lineup immer noch dieselben Namen, die damals auch schon den Roster zierten. Wer schafft das denn heute noch, zumal konsequent (wenn auch nicht gerade hochfrequent) Output produziert wird? Zu zwei Demos und zwei EPs gesellten sich bisher zwei Langspielalben (2005 und 2010), Anfang November machte "Apex Predator" die Alben-Trilogie komplett. Der Vorgänger "Like Puppets" ist die einzige Platte in der Diskografie, die mit Label-Support ein Jahr nach der Independent-VÖ noch einmal bei 7hard Records re-released wurde. Den starken Hang zum DIY behielten sie auch 2015 bei - außer vertrieblicher Unterstützung in Form von Metal Promotions macht man wieder alles selbst. Diese Jungs leben den Underground.

"Apex Predator" ist in mehrlei Hinsicht eine bemerkenswerte Veröffentlichung. Zum einen ist der Sound, der mich von Minute eins an umgibt, ganz klar dem angelehnt, was ich gerne als Hamburger Schule bezeichne: eine ganz typische Heavy / Power-Spielart, der Bands wie STORMWARRIOR und SHADOWBANE entsprungen sind, und die teils auf GAMMA RAY und RUNNING WILD, und teils auf die im Westen heimischen ACCEPT zurückgehen. Wie konnten INFINIGHT mir da bisher entschlüpfen? Merkwürdige Abysse hat dieser Underground immer noch zu bieten. Außerdem ließ mich das Cover zunächst etwas erwarten, das mehr in Richtung sozialkritischer, rotzspuckender Thrash-Keule geht. Doch das Bild der qualmenden Industrieschlote in einem Grau in Grau ist stimmig gewählt, denn so richtig zufrieden sind INFINIGHT mit dem, was so sozial genannt wird, nicht wirklich - weder global betrachtet, noch im persönlicheren Kosmos. Und so eröffnet denn gleich auch der Titeltrack "Apex Predator" die Langrille, die Vorstellung des Menschen als Schädling aufgreifend ("the mass of us is tearing this world down"). Im Ganzen betrachtet hinterlässt der Opener zunächst den bleibendsten Eindruck. Vor allem das Riffing kann mit klaren Strukturen und knackigen Variationen aufwarten, gibt sich genauso routiniert wie frisch. Das lässt sich über alle Songs sagen, wobei mir persönlich "Apex Predator", "Creator Created" und "Electrolita" am meisten zusagen.

Wirkliche Probleme habe ich mit nichts auf dieser Scheibe, sie liefert ein stimmiges Bild von vorne bis hinten, das neben reineren Power-Nummern wie oben erwähnt auch deutlichere Ausflüge Richtung Thrash ("The Hundred Thousand Kingdoms") und zwei ganz ordentliche Power-Balladen ("Conquer Your Heart" und "Time Goes By") bereit hält. "Apex Predator" ist auf jeden Fall eine Scheibe, die mit einigen Durchläufen noch wächst, und auch, wenn Hooks und Mitsingfaktor beim ersten Reinhören nicht überpräsent sind, stellt sich ein leichter Ohrwurmeffekt doch nach wenigen Wiederholungen ein.

Ein wenig unangenehm ist mir nur das vokale Songwriting aufgefallen. Während ich grundsätzlich mit Martin Kleins Gesang, der im ganz typischen Feld hellen, europäischen Power Metals rangiert, überhaupt kein Problem habe, begibt er sich dann doch an der einen oder anderen Stelle auf nicht ganz schmeichelhafte Notenpfade. Am gruseligsten finde ich da "Everdown", das einfach keine gute Figur machen will. Wenn Martin dann "I have to know why you're no longer mine" herausknödelt, wünscht man sich ihn noch einmal zurück ans Reißbrett. Und eine Passage in dem stärkeren Power-Treiber "Council Of Fools" (der Part mit starkem Hall-Effekt in den Vocals) scheint mir bei IN FLAMES abgeguckt zu sein.

Anspieltipps: "Apex Predator", "Creator Created", "Electrolita"

Fazit

Trotz leichter Abzüge in der B-Note wegen einiger Schnitzer im Gesang ist "Apex Predator" kurzweilig, da den Saarländern von INFINIGHT ihre Erfahrung im Songwriting deutlich anzumerken ist. Guter, abwechslungsreicher Heavy / Power Metal mit Anleihen aus dem amerikanischen Thrash-Sektor, der Anhänger von Bands wie SHADOWBANE und klassischer europäischer Power-Größen wie HELLOWEEN, HAMMERFALL und Konsorten ansprechen dürfte.

 



Writer: Rüdiger "MetallKopp" Vinschen
Date: 27.12.2015
Score: 7/10 (70 %)
URL: http://www.reaperzine.de/review/infinight-apex-predator





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